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Neurofeedback bei ADHS

Die Institutsambulanz der LVR-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Bedburg-Hau bietet seit dem 1. Januar 2010 mit dem Neurofeedback-Training ein zusätzliches und neues Behandlungsverfahren an, dass nach neuester wissenschaftlicher Forschung vor allem Kindern und Jugendlichen mit ADHS, also mit ausgeprägten Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen und Hyperaktivität langfristig helfen kann.

Wie funktioniert Neurofeedback?

Beim Neurofeedback oder auch EEG-Feedback genannt werden Gehirnströme an der Schädeloberfläche gemessen, mit einem hochempfindlichen Gerät an einen Computer übertragen und dort dargestellt. Gleichzeitig, man spricht von Echtzeit, wird auf einem zweiten Bildschirm dem Kind ein Bild, eine Animation, ein Ton oder eine Musik dargeboten. Dem Kind wird erklärt, dass es versuchen soll z.B. eine Animation ans Laufen zu bringen, einen Ton zu erzeugen indem es sich konzentriert und ganz ruhig wird. Das Kind soll lernen sich in einen ruhigen, gleichzeitig aber sehr wachen und aufmerksamen Zustand zu bringen. Schafft es dies, wird es sofort durch die Animation, einen Film oder einen Ton belohnt. Ansonsten hört es keinen Ton oder die Animation stoppt. Der Therapeut zeichnet das Roh-EEG und die einzelnen Frequenzen auf und macht nach und nach verschiedene Einstellungen. Hintergrund ist, dass man durch langjährige Untersuchungen festgestellt hat, dass vereinfacht gesagt, Teile der Gehirnströme bzw. die Amplituden einzelner Frequenzen bei ADHS-Betroffenen erhöht bzw. erniedrigt sind. In dem Intensivtraining sollen nun genau diese Frequenzen, z.B. die Theta-Frequenz trainiert werden, weshalb man hier von Frequenzband-Training spricht.

Wer kommt für das Training in Frage?

Wir verstehen Neurofeedback als wichtigen Behandlungsbaustein bei ADHS. Es kann nur dann besonders gut wirken, wenn die Diagnose gut gesichert wurde und andere, begleitende "Baustellen" bereits besprochen und behandelt wurden. Hier ist z.B. das Elterntraining bei ADHS zu nennen, aber auch begleitende verhaltenstherapeutisch orientierte Gespräche und Trainings wie z.B. das Selbstmanagement- und das Selbstinstruktionstraining. Eine isolierte Behandlung nur mit Neurofeedback ist nicht sinnvoll, weil man damit sich zu sehr auf das Kind fixiert und nicht erkennt, dass Krankheiten und Probleme immer im größeren Zusammenhang, z.B. im Familiensystem betrachtet und behandelt werden sollten. Prinzipiell kommen Kinder etwa ab dem 6. Lebensjahr für das Neurofeedback-Training in Frage. Es muss hier aber geklärt werden, ob es gelingen kann die Kinder genügend zu motivieren, denn es findet mindestens zwei Mal pro Woche für je 60 Minuten statt. Nicht in Frage kommen Kinder- und Jugendliche mit geistiger Behinderung, mit starker Bewegungsunruhe oder ausgeprägten Tic-Störungen.

Was ist der Vorteil von Neurofeedback?

Neurofeedback kommt ohne Medikamente aus bzw. besteht gute Aussicht, dass die Kernsymptomatik des ADHS sich so gut verbessert, dass keine Medikamente benötigt werden oder bestehende Medikation reduziert werden kann. Eine medikamentöse Begleittherapie mit Methylphenidat (bekannt z.B. unter dem Namen "Ritalin") ist aber nach wie vor bei schweren Verläufen zu empfehlen. In diesen Fällen, z.B. wenn das Kind stark unruhig und stark hyperaktiv ist, kann das Neurofeedback nicht funktionieren, weil dann zu viele sogenannte Artefakte, also störende und nicht korrekte Signale produziert werden. Neurofeedback hilft auf Dauer, während Medikamente nur zeitlich begrenzt wirken und oft über Jahre eingenommen werden müssen. Es gibt Langzeituntersuchungen, die belegen, dass auch nach vielen Monaten und Jahren die Verbesserungen bestehen bleiben.

Wer führt das Training durch?

Neurofeedback kommt aus der Verhaltensmedizin und ist eine komplexe Materie. Deshalb werden von seriösen Stellen, z.B. an der Universität in Tübingen und in Würzburg oder bei der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback (DGBfB) mehrstufige Fortbildungen angeboten. Um mit der technischen Seite vertraut zu werden sind ebenfalls entsprechende Kenntnisse erforderlich. In unserer Ambulanz ist dies der Fall. Das Training wird federführend von Klaus Conrad durchgeführt. Er ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Thematik.

Wie ist die Vorgehensweise?

  • telefonische Anmeldung in der Ambulanz
  • Rückruf und ggf. Vergabe eines Kennenlern-Termins
  • Probesitzung, danach fester Platz auf der Warteliste
  • Anruf, wenn es beginnen kann
  • Es finden insgesamt 10 Termine á 50 Minuten statt, danach ein Abschlussgespräch
  • Die Einzelsitzungen finden im Abstand von drei Wochen statt
  • Die Behandlung mit Neurofeedback wird nicht von der Krankenkasse übernommen. Trotzdem bieten wir im Rahmen unserer Ambulanzarbeit das Bio– und Neurofeedbackverfahren für die Eltern kostenlos an.

Was kostet das Intensiv-Training mit Neurofeedback?

Die Krankenkassen finanzieren in der Regel dieses doch sehr zeitintensive Training leider noch nicht als Regelleistung. Wir wollen, dass prinzipiell jedes Kind welches nach therapeutischen Gesichtspunkten in Frage kommt, vom Neurofeedback Verfahren profitieren kann. Deshalb bieten wir das Training für die Eltern kostenlos an, solange das Kind hier in ambulante Behandlung kommt. Dazu ist nur die Krankenversicherungskarte und eine Überweisung des Kinderarztes erforderlich

Ist Neurofeedback oder Biofeedback auch bei anderen Erkrankungen wirksam?

Ja! Es gibt zwischenzeitlich viele Studien, die sehr optimistisch sind, dass Neurofeedback auch bei vielen anderen Erkrankungen und Störungen ein große Hilfe ist. Hier können z.B. Angststörungen, Epilepsie, Suchterkrankungen, Psychotrauma-Störungen und Schlafstörungen genannt werden. Wir beabsichtigen Neurofeedback zukünftig auch in diesen Bereichen, z.B. in der Therapie mit jungen Cannabiskonsumenten einzusetzen.

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