Erfahrungsbericht TRuST
TRuSt - Gedanken vorher, Befürchtungen... und dann ist es doch nicht so schlimm und sogar ganz hilfreich
"Entdeckung des eigenen Ich", die Schlagworte der Zeitung. Als ich mir den Artikel durchgelesen habe, indem davon gesprochen wurde, dass es immer mehr Jugendliche gibt, die sich von anderen isolieren, zu Außenseitern werden, die sich schlecht fühlen und in ihrer Rolle nicht wohl, fühlte ich mich angesprochen. Zu diesem Moment habe ich mir zum ersten Mal wirklich eingestanden, dass ich auch zu diesen Menschen gehöre. Während der Jahre habe ich mich immer mehr zurückgezogen, denn ich fühlte mich von keinem verstanden und nicht akzeptiert, fühlte mich nicht wohl. Doch das zuzugeben? Niemals. Ich habe mir Hilfe geholt als ich konnte, seitdem stehe ich unter psychologischer Betreuung. Doch es ist nicht das gleiche über etwas zu reden oder mit etwas persönlich konfrontiert zu werden. Davor hatte ich mich bisher versteckt.
So kann es nicht weiter gehen - das erste Telefonat
Meine ersten Gedanken waren "So kann es nicht weiter gehen". Ich war schon oft mit meinen Eltern wegen des Themas "Abgrenzung und allein sein" in Streit geraten, also griff ich zum Telefonhörer und rief bei der LVR-Klinik an - ohne das Wissen meiner Eltern. Die Frau am Telefon war sehr nett und ich habe ihr alle Fragen beantwortet. Das Einverständnis meiner Eltern war natürlich auch nötig und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hatte ich Angst, dass sie kluge Sprüche bringen würden und ich mich wieder um entscheiden würde. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie stolz auf mich waren, dass ich mich überwunden hatte und über meine Grenzen gehen wollte. Bisher hatte ich immer gedacht, dass ich allein sei. Ich konnte immer mit meinen Eltern reden wenn etwas war, aber ich neige dazu, Probleme lieber mit mir selber auszumachen und mir die Schuld für Alles zu geben.
Vorgespräch
Dann kam die Einladung zum Vorgespräch mit dem "Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie". Hört sich zunächst einmal schlimm an, Psychiatrie, ich bin doch nicht krank! Aber als ich dann erst einmal da war und Herrn Djawadi kennenlernte, merkte ich, dass es noch andere gibt die das gleiche Problem haben wie ich. Die Fragen, die er mir stellte waren einfach aber mit Sinn, er hörte mir zu und hakte nach, zeigte Interesse. Der Arzt konnte gut auf uns eingehen und seine lockere Art machte es einfacher, über Alles zu sprechen.
Gruppentreffen
Beim ersten Gruppentreffen hatte ich Angst, war nervös, wusste nicht was auf mich zukommen würde. Ich kannte die Menschen nicht, wusste nicht wie ich mit ihnen umgehen musste. Doch später stellte sich heraus, dass ja Niemand etwas Böses von mir wollte, sondern Alle aus demselben Grund da waren wie ich. Eigentlich klingt das ja plausibel, aber in dem Moment war ich nicht im Stande irgendwie zu denken. Am Anfang wollte nie Jemand beginnen zu reden und von sich zu erzählen, aber mit der Zeit fiel es immer leichter. Schon in der ersten Stunde hatte ein Mädchen gefragt, wann die Stimmung lockerer werden würde und wir hatten sie zunächst fragend angesehen, aber im Grunde wünschten wir uns das Gleiche. Man hatte uns gesagt, dass es Spaß machen würde, Lachen nicht fehlte. Schwer zu verstehen, denn zunächst merkte man davon noch nicht viel.
Wir waren uns alle unbekannt, das blieb aber nicht lange so. Durch die Pause zwischen den zwei Stunden entstanden schnell Gespräche und von Treffen zu Treffen wurde es leichter zu reden und auch zuzugeben, dass es einem vielleicht nicht gut geht, denn dann machten es sich die Anderen zur Aufgabe einen zum Lachen zu bringen. Wir lachten viel und tun es immer noch. Man kann nicht Jedem sein ganzes Leben erzählen, aber wir wissen Alles voneinander was wir wissen müssen, um die anderen zu verstehen und uns gegenseitig zu helfen, aufeinander einzugehen.
Ich fand es schwer mit dieser plötzlichen Akzeptanz und dem Verständnis konfrontiert zu werden, aber mit der Zeit veränderte sich nicht nur das Gefühl, sondern auch meine Einstellung. Ich begann mich auf die Gruppe zu freuen, auf das was wir gemeinsam erleben würden. Die Leichtigkeit, den Spaß und die Verbesserung. Natürlich war es nicht immer leicht, aber das hat auch Niemand behauptet. Mit der Zeit stellten wir uns unseren Ängsten, ergründeten was sie zu bedeuten hatten, erfuhren, dass Angst etwas ganz normal ist und nicht nur mit Gedanken zu tun hat, sondern auch mit Reaktionen des Körpers.
Ausflüge
Der Besuch im Hochseilgarten war ein Highlight, genauso wie das Präsentieren von eigens ausgesuchten Vorträgen und ich denke auch der baldige Besuch in Kleve, bei dem Jeder ein oder mehrere eigene Ziele "angehen" kann, werden etwas Besonders werden. Jedes Mal ist es anders, aber positiv. Jedes Mal wird es leichter. Jedes Mal lernen wir mehr über uns selbst und über andere.
Die Treffen bei der Gruppe haben mir zwar geholfen, aber Wunder gewirkt haben sie natürlich auch nicht. Schließlich bin ich einige Jahre lang durch die Schule gelaufen und habe nichts gegen meine Angst getan. Diese Gewohnheiten auf einmal abzulegen würde bedeuten zu wissen, wie man anders über all das denkt. Nicht immer nur das Negative in den anderen zu sehen, sondern dass sie es vielleicht nur gut meinen oder einfach selber nicht wissen wie sie mit einem umgehen müssen.
Bei der Gruppe lernen wir das, wir lernen, dass es uns egal sein kann was die anderen von uns denken. Funktionieren tut das natürlich nicht auf Anhieb. Wenn man sein Leben lang nur auf das geachtet hat, was die anderen denken oder denken könnten, dann aber plötzlich weiß, dass das unwichtig ist. Denn es geht darum, dass man sich selber so akzeptiert und nimmt wie man ist und die Menschen die einem wichtig sind das auch tun.
Irgendwann wird man verstehen, dass man gut so ist wie man ist und dass es einen Grund hat. Das dauert leider, aber durch die Treffen wird dieser Zeitraum verkürzt. Man gewinnt mehr Selbstvertrauen und neuen Mut dazu, der dazu führt, dass es leichter wird und mir zum Beispiel hat es eine gute Note in einem Referat gebracht.
Ich habe gelernt, dass es nicht nur die Sicht des eigenen Körpers gibt, die man vor allem in Stresssituationen einnimmt, sondern auch die, in der man auf die Reaktionen der anderen achtet und lernt damit umzugehen. Ich kann also sagen, dass Alles seine Zeit braucht und das es auch gut so ist, damit man sich erst einmal an die neue Herangehensweise gewöhnen kann.
Mit der Zeit fiel es mir leichter mit Menschen in meinem Alter umzugehen und viele bemerkten das auch. Ich hatte nicht mehr so viel Angst, wenn ich an einer Gruppe Jugendlicher vorbei lief. Die körperlichen Symptome wie Rot werden, Stottern, Schwitzen, Herzklopfen, nahmen immer weiter ab. Meine Eltern, die wenigen Freunde und die engsten Vertrauten sprachen mich auch darauf an und ich konnte stolz erzählen, wie ich mich fühlte. Es tat gut! Die Treffen, das Zusammensein und die zunehmend lockere Stimmung und das Lachen, die Erleichterung die sich in den Gesichtern der Menschen wiederspiegelte, die langsam aber sicher zu Freunden wurden. Ich bin gespannt wie es weitergeht, aber ich bin sehr froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin und mich der Angst gestellt habe, denn jetzt weiß ich, Angst ist nichts Schlimmes. Sie ist ganz normal und es gibt viele Menschen, denen es genauso geht und die damit leben. Aber gemeinsam können wir etwas verändern und das werden wir auch schaffen! Gemeinsam sind wir stark!
Fazit
Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich durch TRuSt sehr viel weiter gekommen bin und meine Angst überwunden habe. Ich habe tolle und einzigartige Menschen kennen gelernt, die alle ihren eigenen Charakter und die dazugehörigen Stärken und Schwächen mitgebracht haben, aber wir alle sind etwas Besonderes und das haben wir an uns selber schätzen und lieben gelernt!
TRuSt ist für mich:
- T wie temperamentvoll
- R wie Respekt
- U wie undenkbar/unglaublich
- S wie stark/selbstbewusst
- T wie tatkräftig