Fahnenkamp stationär - Soteria -
Auf unserer Station mit Soteria-Elementen behandeln und begleiten wir Menschen in psychotischen Krisen gemäß ihrer individuellen Bedürfnisse. Charakteristisch für diese Erkrankungsform ist vor allem eine Zerrissenheit im Fühlen und Denken. Dadurch wird der Mensch in einer psychotischen Krise sich selbst und seiner Umwelt fremd. Typische Anzeichen dafür sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Das Behandlungsangebot der Soteria im Haus Fahnenkamp richtet sich an Menschen, die sich in einer akuten psychotischen Krise befinden den Ausbruch einer Psychose befürchten nach einer psychotischen Krise noch einer professionellen stationären Umgebung bedürfen, um die gemachten Erfahrungen besser einordnen und verarbeiten zu können.
Das aus dem Griechischen stammende Wort „Soteria” bedeutet Rettung, Sicherheit, Geborgenheit und wurde zum „Markennamen” einer speziellen Behandlung von Menschen in psychotischen Krisen.
Soteria (griech. Rettung, Wohl, Heilung) bedeutet für uns eine milieutherapeutisch-orientierte Behandlung, die einen besonderen Fokus auf eine alltagsähnliche, wohnliche und entspannte Atmosphäre legt. So soll Betroffenen ein Bezug zur Normalität ermöglicht werden. Neben den gemütlich eingerichteten Zimmern stehen beispielsweise eine offene Küche, verschiedene Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten zur Entspannung, sowie ein eigens angelegter Garten zur Verfügung.
Die Station ist von der IAS (Internationale Arbeitsgemeinschaft Soteria) als Station mit Soteriaelementen anerkannt.
Wir verfolgen den Anspruch die Philosophie des 1971 in den USA entwickelten Konzepts in die gegenwärtige Zeit und unter den hiesigen gesellschaftlichen Bedingungen zu übersetzen. Die Behandlung erfolgt konsequent in einem offenen Setting, Zwangsmaßnahmen werden nicht angewandt und in persönlichen Krisensituationen wird im Rahmen vertrauensvoller therapeutischer Beziehung eine Einzelbetreuung eingesetzt. Unsere Grundhaltung ist gekennzeichnet durch ein ganzheitliches Psychoseverständnis, eine positive Erwartungshaltung, die Akzeptanz der Psychoseerfahrung und eine individuelle Betrachtung jedes einzelnen Menschen mit seinem subjektiven Erleben.
Behandlungsphasen der Soteria:
Aufnahme: Schon während der Aufnahme sollen Sie, aber auch ihre Bezugspersonen Entlastung finden und Vertrauen fassen. Im Aufnahmegespräch soll jeder die benötigte Zeit bekommen, um die Dinge mitzuteilen, die für die Behandlung wichtig sind. Unser Team nutzt die Aufnahme um sich ein genaues Bild zu machen und Ihre Bedürfnisse zu erfassen.
Angstlösung und Beruhigung: Ziel in der Anfangsphase der Behandlung ist die Angstlösung und Beruhigung. Die reizarme und wohnliche Umgebung, wie auch die vertrauensvolle therapeutische Beziehung stellen zentrale Faktoren dar. Einzelgespräche durch die Kolleg*innen des multiprofessionellen Teams sollen zur Entlastung dienen. Rückzugsneigungen werden mit Beziehungsangeboten begegnet und die Integration in die Gemeinschaft wird aktiv unterstützt. Ihnen wird eine Bezugsperson aus dem multiprofessionellen Team an die Seite gestellt.
Aktivierung und Realitätsanpassung: In dieser Phase überlegt das Team gemeinsam mit Ihnen die therapeutischen Angebote um den Genesungsprozess zu unterstützen. Wir erstellen gemeinsam ein Therapieplan, der kontinuierlich überprüft und angepasst wird. Sie werden in diesem Behandlung Abschnitt nun aktiv ermutigt, sich in die Gemeinschaft zu integrieren und sich am Stationsleben zu beteiligen. Zur Stärkung der therapeutischen Beziehung werden Angehörigengespräche und Trialog angeboten. Hierbei entwickeln wir gemeinsam Perspektiven.
Soziale Integration und Rückfallprophylaxe: Nach Entwicklung einer Stabilität und eines reifen Krankheitskonzeptes wird mit Ihnen die Phase der sozialen Integration und Rückfallprophylaxe eingeleitet. Sie sollen schrittweise in ihr soziales Umfeld reintegriert werden. Mögliche individuell ausgerichtete Hilfsangebote in der Gemeinde werden ermittelt und vor der Entlassung wird ein Krisenmanagement eingeübt. Auf Wunsch werden Behandlungsvereinbarungen abgeschlossen.
Die therapeutischen Ansätze sind größtenteils alltagsorientiert. So wird gemeinsam gekocht, gebacken und für eine angenehme Atmosphäre gesorgt. Ein weiteres alltagsnahes, therapeutisches Angebot bietet die Gartengruppe, bei dem der Stationsgarten gemeinsam bepflanzt und gepflegt wird. Die künstlerischen und kreativen Angebote der Kunst-, Ergo- und LandArt-Gruppe bietet die Möglichkeit, Erlebnisse und Gefühle auf besondere Art und Weise mitzuteilen oder zu verarbeiten. Darüber hinaus bieten wir leitlinienkonforme psychotherapeutische Interventionen wie Psychoedukation und Einzelpsychotherapie an.
Begleitet werden die therapeutischen Angebote durch die Mitarbeitenden des multiprofessionellen Teams.
Unsere Genesungsbegleiter sind psychiatrieerfahrene Mitarbeitende. Die Genesungsbegleitung soll Sie befähigen mehr Verantwortung zu übernehmen und eigene Interessen selbst zu vertreten. Die Aufgabenbereiche der Genesungsbegleitung umfassen die Begleitung und Durchführung milieutherapeutischer Gruppenangebote, sowie die gemeinsame Erarbeitung individueller Krisenpläne im Rahmen der Entlassvorbereitung.
Um die Voraussetzung für eine gute psychiatrische Behandlung sicherzustellen, ist ein fundierter diagnostischer Prozess notwendig. Nach erfolgter gründlicher Aufnahmediagnostik ist fortlaufend der Krankheitsverlauf zu berücksichtigen und durch kontinuierliche, regelmäßige Exploration und Befunderhebung sicherzustellen. Zu den weiteren Untersuchungsmöglichkeiten gehören klinische und neuropsychologische Testverfahren. Es stehen alle Labor-, bildgebende- und psychologische Testverfahren zur Diagnostik zur Verfügung.