Aktuelles aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Neue Chefärztin für die Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR-Klinik Bedburg-Hau reagiert mit Ruhe und Kreativität auf die Coronakrise

Der Niederrhein lockte mit beruflichen Herausforderungen

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Bedburg-Hau. Für die neue Chefärztin Beate Linnemann, die seit Anfang April die Leitung der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und –psychotherapie (KJPPP) an der LVR-Klinik Bedburg-Hau übernommen hat, ist der Niederrhein längst kein Neuland und der Landschaftsverband Rheinland ein bekannter Arbeitgeber. Doch ihren Start als neue Chefärztin hätte sie sich sicherlich anders vorgestellt, als mit Besuchsverboten, Ambulanzschließungen und eingeschränkten Therapieangeboten aufgrund der Coronakrise. Doch auch solche außergewöhnlichen Umstände spornen die 48-jährige Chefärztin eher an und sieht sie als Herausforderung für kreative Lösungen.

An der Universität Düsseldorf begann sie ihre medizinische Laufbahn, die sie nach ihrem Staatsexamen an die Kinderklinik in Geldern und Oberhausen führte. Nach ihrer Anerkennung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin wechselte Frau Linnemann 2008 erstmalig zum Landschaftsverband Rheinland. Für den Verband arbeitete sie zunächst in Viersen und anschließend zunächst als Assistenzärztin, nach Anerkennung als Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie als Oberärztin für die LVR-Klinik Bedburg-Hau in der Ambulanz und Tagesklinik in Geldern.

Nach ihrem einjährigen beruflichen Aufenthalt in Neuseeland ging es 2014 zurück an den Niederrhein und als Oberärztin zunächst erneut nach Viersen, wo sie in der Integrativen Abteilung mit einem besonderen Schwerpunkt psychisch erkrankter Kinder- und Jugendlicher mit Intelligenzminderungen versorgte. Außerdem engagierte sie sich in der Flüchtlingsambulanz und der Traumatherapie und spezialisierte sich weiter auf dieses Themengebiet. Mitte des Jahres 2016 übernahm sie kommissarisch die Leitung als Oberärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR-Klinik Düsseldorf. Der nächste berufliche Schritt war anschließend die Leitung der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der DRK-Kinderklinik Siegen als Chefärztin.

Die gemachten Erfahrungen kann sie nun gut in ihrem neuen Wirkungskreis einsetzten. Die Abteilung KJPPP bietet an den drei Standorten in Bedburg-Hau, Geldern und Moers die kompletten Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten. Zur akuten Krankenhausbehandlung und Therapie hält die Abteilung 30 Betten in Bedburg-Hau vor. Geplant ist eine Ausweitung um 30 Betten am Standort Wesel. Zusätzlich gibt es 24 tagesklinische Plätze am Standort Bedburg-Hau und Geldern. Die Tagesklinik in Bedburg-Hau hat am 1.4.2020 sechs weitere Plätze erhalten und wird zukünftig auch Jugendliche behandeln. Damit schließt sich in Bedburg-Hau diese Versorgungslücke. Darüber hinaus runden die drei Institutsambulanzen an den Standorten Bedburg-Hau, Geldern und Moers das Angebot der KJPPP ab. Zu ihrem 75-köpfigen multi-professionelles Team gehören Ärzt*innen, Psycholog*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, verschiedenste Fachtherapeut*innen und Sozialarbeiterinnen. Gemeinsam mit der Pflegedienstleitung Frau Kleinmanns-Klein, die die 79 Mitarbeitenden des Pflege- und Erziehungsdienst leitet, möchte Frau Linnemann die Abteilung weiter modernisieren.

„Um die uns anvertrauten Kinder- und Jugendlichen bestmöglich unterstützen zu können, ist eine enge Miteinbeziehung von Eltern und Familiensystemen und die Vernetzung mit anderen Helfersystemen unverzichtbar. Diese Vernetzung stellt aktuell aufgrund der vorherrschenden Krise eine besondere Herausforderung dar, die von uns sicher noch eine gewisse Zeit lang besondere Kreativität erfordern wird,“ erklärt die erfahrene Ärztin.

Einen besonderen Schwerpunkt ihrer Arbeit hat Frau Linnemann schon seit längerem auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Traumafolgestörungen gesetzt. „Kinder- und Jugendliche werden leider immer wieder besonders belastenden Lebensereignissen ausgesetzt. Auch als Opfer oder Zeuge von schweren Unfällen oder Gewalttaten können die psychischen Folgen vielfältig sein und werden oftmals erst spät erkannt und behandelt. Eine baldmögliche diagnostische Einschätzung und weiterführende therapeutische Hilfen anzubieten ist sehr wichtig. Die bereits bestehenden Angebote für die Familien des Kreises zu erhalten und weiter auszubauen ist mir eine besondere Herzensangelegenheit“, erläutert sie im Gespräch.

„Wir freuen uns, mit Frau Linnemann die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie nun wieder in den Händen einer kompetenten Chefärztin zu wissen, die neue Impulse setzen kann,“ erklärt die ärztliche Direktorin Anita Tönnesen-Schlack. „Die vorhandenen therapeutischen Möglichkeiten unserer Kinder- und Jugendpsychiatrie bieten eine hervorragende Basis für weitere Innovationen“, davon ist Tönnesen-Schlack überzeugt. Zudem freut sie sich, dass ihre neue Kollegin ihr Wissen auch an andere weitergeben kann, denn Bedburg-Hau ist eine gute Adresse für Ärzte in der Weiterbildung, sowohl für Mediziner innerhalb der EU als auch aus dem Ausland.

Privat verbringt Frau Linnemann ihre Zeit am liebsten mit der Familie und in der Natur, bevorzugt auf dem Wasser. Zudem hält sie sich mit Tanzen fit und ihr Border Collie Maui bringt sie schnell auf positive Gedanken und sorgt für Ausgeglichenheit. Der zweijährige Therapiehund unterstützt sie bei ihrer Arbeit und freut sich ebenfalls auf die neuen Herausforderungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR-Klinik Bedburg-Hau.

„Mitmän“ der Abteilung LVR-Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Bedburg-Hau bekommt großen Bruder

Kleines und großes Inklusionsmaskottchen aus Frottee werden nun gemeinsam im Einsatz sein

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Schneidereimeisterin Thea van Vugt entlässt den nächsten großen „Mitmän“ aus der Schneiderei zur Kinder- und Jugendabteilung der Klinik.

Bedburg-Hau. Seit mehr als einem Jahre ist nun der Inklusionsbotschafter des Landschaftsverband Rheinland (LVR) der „Mitmän“ als kuschelige Frotteepuppe auf den Stationen der LVR-Kinder- und Jugendabteilung im Einsatz. Auch werden schon viele dieser Puppen außerhalb der Klinik therapeutisch oder pädagogisch eingesetzt. Manch einer ist weit weg gezogen; nur in gute Hände natürlich. Der kleine kuschelige Kobold hat einen „Kummerbauch“ der sich mit einem Reißverschluss verschließen lässt und in dem sich kleine „Schätze“ verstecken oder auch „Kummerstücke“ aufbewahren lassen. Jetzt hat die kleine Puppe einen „großen Bruder“ erhalten, der seine Stärke nun u. a. auf den Stationen beweisen wird. Er hat vielfältige Aufgaben. So ist er neben Helfer, Unterstützer und Trostspender auch einfach Kissen oder kann zum Kuscheln genutzt werden. Er eignet sich zum Spielen und durch seine stolze Größe von 120 cm kann man sich auch ganz einfach an ihn schmiegen oder drauflegen.

„Viele unserer kleinen und großen Patientinnen und Patienten kennen den blauen Kobold mit dem Superheldmantel bereits aus dem Kinderkarneval oder vom Karnevalswagen, auf dem er auch in diesem Jahr wieder abgebildet wurde“, erklärt die Pflegedienstleiterin Marion Kleinmanns-Klein. „Die Mitmäns werden in unserer Klinikschneiderei in Bedburg-Hau hergestellt und nach dem Erfolg der kleinen Version entstand schnell die Idee beim Team der Abteilung Kinder-und Jugendpsychiatrie einen „großen Bruder“ mit anderen Aufgaben zu betrauen“, so Kleinmanns-Klein. Der „Mitmän“ ist auch landesweit als lebensgroßes Maskottchen im Auftrag des LVR und aller Menschen im Rheinland unterwegs und wirbt so für Inklusion. Er ist „Perfekt unperfekt!“ und verkörpert mit seinem roten Umhang zwar einerseits einen „Superhelden“, ist aber andererseits genauso wenig makellos, wie alle übrigen Lebewesen. Er hat z.B. nur ein Auge und schiefe Zähne. Überall wo der „Mitmän“ auftritt setzt er sich als „Kämpfer“ ein gegen die Barrieren in unseren Köpfen und ist Botschafter für die Freiheit und für ein eigenbestimmtes Leben für alle Menschen, unabhängig von ihren Äußerlichkeiten und Fähigkeiten.

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Der große „Mitmän“ unterstützt als „Therapiehelfer“ und nimmt den kleinen Patienten und Patientinnen der LVR-Kinder- und Jugendabteilung z.B. die Angst vor ärztlichen Untersuchungen.

Während der kleine „Mitmän“ mit 30 cm eher handlich ist und überall mit hingenommen werden kann lässt sich die große Version nicht mehr so leicht auf den Arm nehmen. Er symbolisiert nicht zuletzt durch seine Größe eher den „großen Bruder“. Er begrüßt die Neuankömmlinge auf den Stationen, im Wartezimmer der Ambulanz oder in der Tagesklinik und wird wie der kleine „Mitmän“ auch als Unterstützer in der Therapie eingesetzt. Beide Puppen sind bei 60 Grad waschbar. Während man den kleinen „Mitmän“ zum Stückpreis von 20 Euro in der Klinik-Schneiderei käuflich erwerben kann kommt der „Große“ nur in der Klinik zum Einsatz.